17.11.- 19.00 Uhr – Vortrag: Prostitution/Sexarbeit: Ausdruck oder Verletzung sexueller Selbstbestimmung?

 
Die Frage nach dem Umgang mit Prostitution/Sexarbeit bezeichnet eine der großen Spaltungslinien des gegenwärtigen Feminismus. Während eine Fraktion die Prostitution als Form der Vergewaltigung versteht und nach dem sogenannten „Nordischen Modell“ verbieten lassen möchte, fordert die andere eine vollständige Entkriminalisierung und Normalisierung der Sexarbeit als Arbeit. Was beiden Seiten trotz dieser gegensätzlichen politischen Forderungen gemein ist, ist der Bezug auf die sexuelle Selbstbestimmung sowie das Ziel, Frauen ein besseres Leben zu ermöglichen. Dass sie auf dieser Basis zu sehr verschiedenen Schlüssen kommen, ist Ausdruck der Widersprüchlichkeit dessen, was Selbstbestimmung unter fremdbestimmten Verhältnissen bedeutet. Indem beide Fraktionen jeweils nur eine Seite dieses Widerspruchs stark machen, bekommen sie die Prostitution so immer nur halb zu fassen. 
Der Vortrag versucht, einen Schritt zurück zu treten und die Prostitution/Sexarbeit in dieser Widersprüchlichkeit zu verstehen. Zuletzt macht er einen Vorschlag, was politisch daraus zu folgern ist.
 
Referentin: Maria Neuhauss
 
Bitte kommt getestet und bringt Eure Maske mit!

Oktober bis Dezember 2022: Feminstische Veranstaltungsreihe im veto

Die Veranstaltungsreihe »Schlaglichter Feminismus« widmet sich aktuellen Kontroversen im feministischen Diskurs, wie queerer Theorie und Praxis, Prostitution und der Bedeutung von Intersektionalität.
Ziel ist, gemeinsam zu begreifen, wie sich Geschlechterverhältnisse im sexistisch strukturierten Alltag darstellen, wie diese zu kritisieren sind und wie gemeinsame – feministische und pro-feministische – Gegenstrategien aussehen können.
Dazu laden wir zu unseren Abendveranstaltungen ein, bei denen Themen besprochen und sowohl Geschlechterverhältnisse als auch geschlechtsspezifische Diskriminierung und geschlechterdifferenzierende Subjektivierungsweisen diskutiert werden. Continue reading

26.09.2022 – 18:00 Uhr – Workshop: 20 Jahre, 1000 Gründe und ein verdammt integrationsfähiger Nationalismus


Anders als 2004 Jahren werden Proteste zu den Einheitsfeierlichkeiten 2022 in Erfurt weitgehend ausbleiben, es wird dieses Jahr nicht gelingen, eine radikale und antinationale Position in Erfurt hörbar oder gar interventionsfähig zu machen. Man kann dieses Scheitern auf Überarbeitung, Corona oder die allgemein schlechte Lage emanzipatorischer Kräfte zurückführen und liegt damit sicherlich nicht falsch. Daneben lässt sich aber nicht leugnen, dass das nationale Projekt Deutschland im Jahr 2022 wesentlich erfolgreicher darin ist, auch oppositionelle Kräfte und vormals marginalisierte soziale Gruppen einzubinden — was sich schon daran zeigt, wer 2004 ein Straßenfest //gegen// die Einheitsfeierlichkeiten veranstaltet hat und heute beim offiziellen Einheitsspektakel mitwirkt. Continue reading

16.09.22 – 19 Uhr: Filmvorführung „Triumph des guten Willens“ im veto

„Auschwitz war also doch noch gut ausgegangen“.
Das Volksfest der nationalen Zwangsgemeinschaft am 3. Oktober in Erfurt nehmen wir als Anlass um uns am 16.09. anhand eines Dokumentarfilms mit Eike Geisel zu beschäftigen. Wie kaum jemand kritisierte er die für diese Feierlichkeiten notwendige historische Veränderung. Denn dafür musste der Bruch des Nationalsozialismus zuerst umgebogen werden in eine durch vermeintliche Läuterung gefütterte nationale Sinnstiftung.

„Waren die Juden Europas vordem wegen nichts und für nichts ermordet worden, so sollen sie nun, ein halbes Jahrhundert nach Auschwitz, endlich den Profit abwerfen, den man damals nicht aus ihnen hatte ziehen können“. Durch diese ungefragte Grabschändung mit der man sich als geläuterte

Nation stilisierte „ist aus der Asche der Ermordeten der Stoff geworden, mit dem sich der neue Nationalismus das gute Gewissen macht“. Institutionell und propagandistisch unterfüttert feiern die deutsch-Fühlenden nun ihre wiedergewonnene Normalität, ihren „Wiedereintritt in die Weltgeschichte“. Denn „mit der Wiedervereinigung endete die Nachkriegszeit und „das letzte markante Erinnerungszeichen daran, dass die Deutschen den Zweiten Weltkrieg doch nicht gewonnen hatten“ (alles Geisel). Continue reading

Hören: Vortrag zum 2. Oktober 1990

Am 20. Dezember 2021 waren die Gruppe zweiteroktober90 und die Eisenacher Historikerin Jessica Lindner-Elsner digital zu Gast im Veto. Für alle, die damals nicht dabei sein konnten, gibt es nun einen Audiomitschnitt des Vortrags hier.

Die Nacht vor der sogenannten „Wiedervereinigung“ 1990 war nicht friedlich. In Eisenach belagern „einheimische Jugendliche“ und hessische Neonazis tagelang das Wohnheim der Vertragsarbeiter:innen aus Mosambik. In Weimar, Jena und Erfurt überfallen Rechte linke Jugendzentren und besetzte Häuser. Wie auch in anderen ostdeutschen Orten attackieren die vom Nationalismus besoffenen Deutsche und Neonazis in erster Linie linke, alternative und migrantische Leben und Räume. Von dieser Gewalt der Vereinigungsnacht, die ein Startschuss für die sogenannten „Baseballschlägerjahre“ war, wird wenig gesprochen – genau wie von der rassistischen Ausgrenzung, die Vertragsarbeiter:innen in der DDR und nach der Wende erfahren haben.

Im Laufe des Abends kamen wir ins Gespräch nicht nur zu den Rechercheergebnissen dieser vergessen gemachten Gewaltgeschichte. Es ging vor allem um die Vorfälle in Erfurt, Weimar, Eisenach und Jena.

Die Gruppe zweiteroktober90 aus Jena hat den 30. Jahrestag des „Tags der deutschen Einheit“ zum Anlass genommen eine Website mit ihren Rechercheergebnissen zu veröffentlichen. Die Ergnisse sind nun auch in einer Broschüre zusammengefasst.