Oktober bis Dezember 2022: Feminstische Veranstaltungsreihe im veto

Die Veranstaltungsreihe »Schlaglichter Feminismus« widmet sich aktuellen Kontroversen im feministischen Diskurs, wie queerer Theorie und Praxis, Prostitution und der Bedeutung von Intersektionalität.
Ziel ist, gemeinsam zu begreifen, wie sich Geschlechterverhältnisse im sexistisch strukturierten Alltag darstellen, wie diese zu kritisieren sind und wie gemeinsame – feministische und pro-feministische – Gegenstrategien aussehen können.
Dazu laden wir zu unseren Abendveranstaltungen ein, bei denen Themen besprochen und sowohl Geschlechterverhältnisse als auch geschlechtsspezifische Diskriminierung und geschlechterdifferenzierende Subjektivierungsweisen diskutiert werden.

Wir freuen uns, wenn ihr getestet kommt!

 

13. Oktober, 19 Uhr: Intersektionalität für Skeptiker*innen

Intersektionalität ist in, als Schlagwort in akademischen Debatten und als Forderung sozialer Bewegungen. Aber was bedeutet Intersektionalität? Die theoretische Begriffsbestimmung ist umstritten. Die politische Forderung „das muss intersektional gedacht werden“ wird oft wenig gefüllt läuft manchmal darauf hinaus, Kategorien und persönliche Betroffenheiten (oder Privilegien) aufzuzählen, ohne den Zusammenhang der dahinterliegenden Macht- und Herrschaftsverhältnisse zu begreifen. Die Veranstaltung plädiert dafür, die Forderung nach Intersektionalität als Ansporn für eine differenziertere Gesellschaftskritik und die Zusammenarbeit sozialer Bewegungen aufzugreifen, statt sich von der manchmal schlagwortartigen Debatte abschrecken zu lassen oder abzugrenzen. Also konkret: Intersektionalität als Forderung aufgreifen, besser zu verstehen, wie Kapitalismus, Geschlechterverhältnisse, Rassismus und weitere Macht- und Herrschaftsverhältnisse zusammenhängen und  Kämpfe zusammen zu führen.
 
Das Bildungskollektiv Biko ist ein kleiner linker Bildungsträger, der Bildung für soziale Bewegungen und zu Fragen aus sozialen Bewegungen macht.
 
20. Oktober, 19 Uhr: Queer Theory als Gesellschaftskritik
 
In den letzten zwei Jahrzehnten ist die Queer Theory zunehmend materialistischer und gesellschaftstheoretischer geworden. Ein Ausdruck davon ist der jüngere Bedeutungsgewinn von Ansätzen eines Queeren und Transgender Marxismus im englischsprachigen Raum. Die Queer-of-Color-Kritik untersucht den Zusammenhang von Rassismus, Kolonialismus, Kapitalismus und sexueller bzw. geschlechtlicher Herrschaft wiederum seit der zweiten Hälfte der 1990er Jahre. In der deutschsprachigen Linken werden diese Entwicklungen bislang erst zögerlich zur Kenntnis genommen, lieber schwelgt man in alten Plattitüden, die queere Theorie mit Judith Butlers Frühwerk gleichsetzen und als reine Sprach- und Kulturkritik skizzieren. Mike Laufenberg zeigt demgegenüber, dass viele queere Theorien im Kern eine materialistische Gesellschaftskritik leisten und hierbei nicht nur arbeiterbewegungsmarxistische, sondern auch feministisch-materialistische Analysen von Kapitalismus in zentralen Aspekten korrigieren und erweitern. In seinem Input veranschaulicht er dies an ausgewählten theoretischen Diskussionen und daran anknüpfenden politisch-emanzipatorischen Perspektiven (u.a. zur gesellschaftlichen Funktion von Queer- und Transfeindlichkeit und zu einer queeren Klassenpolitik).
 
Mike Laufenberg ist Teil von Kitchen Politics, einem queer-feministischen Denk- und Herausgeber*innen-Kollektiv, das marxistisch-feministische und queere Perspektiven zusammenführt und Brücken zwischen akademischen und aktivistischen Debatten herstellt. 
 
10. November, 19 Uhr: Zur Frage der Identität. Zwei Formen der Kritik 
 
Die Kategorie der Identität ist zu einem zentralen Bezugspunkt gegenwärtiger Politik geworden. Sowohl von rechts wie von links wird Identität als Kampfplatz besetzt, um politische Interessen zu formulieren. Vor dem Hintergrund der allgegenwärtigen affirmativen Bezugnahme auf Identität werden in dem Vortrag zwei Perspektiven miteinander ins Verhältnis gesetzt, die Identität als Gegenstand philosophischer Kritik behandeln. Zum einen die postmoderne Subjektkritik Judith Butlers und zum anderen die Identitätskritik Theodor W. Adornos. Beide Modelle von Identitätskritik werden auf den ersten Blick von der gemeinsamen Einsicht getragen, dass Identität eine unzulässige Subsumtion des Besonderen unter das Allgemeine bedeutet. Dabei funktionieren die Zugänge jedoch nach anderen Logiken, aus denen verschiedene Konsequenzen dafür erwachsen, wie der Zusammenhang von Identität und Emanzipation gedacht werden kann.
 
Referentin: Alexandra Colligs
 
17. November, 19 Uhr: Prostitution/Sexarbeit: Ausdruck oder Verletzung sexueller Selbstbestimmung?
 
 
Die Frage nach dem Umgang mit Prostitution/Sexarbeit bezeichnet eine der großen Spaltungslinien des gegenwärtigen Feminismus. Während eine Fraktion die Prostitution als Form der Vergewaltigung versteht und nach dem sogenannten „Nordischen Modell“ verbieten lassen möchte, fordert die andere eine vollständige Entkriminalisierung und Normalisierung der Sexarbeit als Arbeit. Was beiden Seiten trotz dieser gegensätzlichen politischen Forderungen gemein ist, ist der Bezug auf die sexuelle Selbstbestimmung sowie das Ziel, Frauen ein besseres Leben zu ermöglichen. Dass sie auf dieser Basis zu sehr verschiedenen Schlüssen kommen, ist Ausdruck der Widersprüchlichkeit dessen, was Selbstbestimmung unter fremdbestimmten Verhältnissen bedeutet. Indem beide Fraktionen jeweils nur eine Seite dieses Widerspruchs stark machen, bekommen sie die Prostitution so immer nur halb zu fassen. 
Der Vortrag versucht, einen Schritt zurück zu treten und die Prostitution/Sexarbeit in dieser Widersprüchlichkeit zu verstehen. Zuletzt macht er einen Vorschlag, was politisch daraus zu folgern ist.
 
Referentin: Maria Neuhauss
 
08. Dezember, 19 Uhr: und all deine Tränen, die werden wir rächen – feministische Lesung mit Musik
 
Wir lesen unsere Lieblingstexte aus über 100 Jahre feministischer Bewegung – wütende, spitze, kluge, witzige, vernichtende Texte im Streit mit dem Patriarchat, im Kampf für eine andere Gesellschaft und im Ringen um einen emanzipatorischen Feminismus. Bring auch du deine Lieblingstexte mit. Zwischendurch gibts Musik & feministische Lieder. Bier gibt‘s auch.
 
Flyer und Plakat gibt es hier zum Download.
 

Comments are closed.