Statement vom veto im Nachgang des Magdeburger Allee Festes
Das veto beteiligt sich seit mehreren Jahren am Magdeburger Alleefest. Dieses Jahr wurde von mehreren Besucher*innen des Festes an uns herangetragen, dass es bei verschiedenen Ständen Nazi-Merchandise zu
kaufen gab. So wurde an einem Stand Patches mit dem Schriftzug der verbotenen Neonazi-Band ‚Landser‘ verkauft. An einem anderen Stand wurden Gürtelschnallen verkauft, deren Emblem an die SS-Runen erinnerte.
In beiden Fällen wird ein Publikum bedient, das den Nationalsozialismus und rechte Gewalt verherrlicht.
Die Geschichte des Nationalsozialismus ist auch Lokal-Geschichte. Im März 1943 begann am Erfurter Nordbahnhof die Deportation zahlreicher Sinti aus Erfurt. Die Projektgruppe ‚Erfurt im NS‘ arbeitet in mehreren
Stadtrundgängen die Geschichte des Nationalsozialismus entlang der Magdeburger Allee auf. Aber auch in jüngster Vergangenheit wurde das Viertel Ilversgehofen Schauplatz neonazistischer Gewalt. 2003 wurde der
48-jährige Hartmut Balzke unweit der Magdeburger Allee von Neonazis tödlich angegriffen und starb an seinen Verletzungen. Vermehrt gab es Angriffe von Neonazis aufs hiesige AJZ, zuletzt im Jahr 2017.
Für viele Annwohner*innen – bspw. People of Color und LGTBQI* – stellt die neonazistische Ideologie eine reelle Bedrohung im Alltag dar. Aber auch der Werbestand der AfD auf dem diesjährigen Magdeburger Alleefest
ist ein Schlag ins Gesicht für von Rassismus Betroffene und alle, die nicht ins rechte Weltbild der AfD passen. Bei diesem Stand war dieses Jahr u.a. Stefan Möller anzutreffen, der sich jüngst auf Twitter über
die öffentliche Aufarbeitung der Geschichte rassistischer Gewalt in Erfurt echauffierte. Anlässlich einer öffentlichen Veranstaltung auf dem Anger über die vergessenen progromartigen Ausschreitungen gegen algerische Vertragsarbeiter im August 1975 in Erfurt schrieb er:“Es braucht dann unbedingt noch ein Denkmal für jede Sau, die mal durchs Dorf oder eben über den Anger von #Erfurt getrieben worden ist.“Die Relativierung und Verharmlosung rassistischer Gewalt in diesem Statement zeugt von Desinteresse, Hohn und Verachtung für Betroffene rassistischer Gewalt und ist nur ein Beispiel von vielen für die rassistische Politik und Sprache der AfD.
Es gibt viele Möglichkeiten als Organisator*innen des Festes, das Magdeburger Alleefest zu keiner Wohlfühlzone für Rechte zu machen. Dies kann bspw. mit einem klaren Vermerk bei der Stände-Anmeldung, mit einer Ansprech-Struktur am Tag selbst und mit inhaltlichen Programmpunkten gegen Rechts realisiert werden. Ebenso können antirassistische und antifaschistische Akteur*innenim Viertel expliziter bei der Vorbereitung mit einbezogen werden.