Anders als 2004 Jahren werden Proteste zu den Einheitsfeierlichkeiten 2022 in Erfurt weitgehend ausbleiben, es wird dieses Jahr nicht gelingen, eine radikale und antinationale Position in Erfurt hörbar oder gar interventionsfähig zu machen. Man kann dieses Scheitern auf Überarbeitung, Corona oder die allgemein schlechte Lage emanzipatorischer Kräfte zurückführen und liegt damit sicherlich nicht falsch. Daneben lässt sich aber nicht leugnen, dass das nationale Projekt Deutschland im Jahr 2022 wesentlich erfolgreicher darin ist, auch oppositionelle Kräfte und vormals marginalisierte soziale Gruppen einzubinden — was sich schon daran zeigt, wer 2004 ein Straßenfest //gegen// die Einheitsfeierlichkeiten veranstaltet hat und heute beim offiziellen Einheitsspektakel mitwirkt.
Um diese Situation besser zu verstehen, wollen wir die politischen Kräfteverhältnisse in Bezug auf Nationalismus 2002/2004 und 2022 anhand einer Materialsammlung, die auf http://okt3.arranca.de zu finden ist, systematisch vergleichen.
Beim Workshop werden wir ausgehend von einem sehr knapp gefassten Überblick zu den Protesten vor 18 Jahren die politischen Lager in Bezug auf Nationalismus kartieren und die entsprechenden inhaltlichen Positionen herausarbeiten. Wir hoffen, aus dem historischen Vergleich heraus besser die heutige Lage zu begreifen.