Selbstverständnis der AG Betroffenensupport
Wir sind eine kleine Gruppe von FLTI*-Personen aus dem veto bzw. dessen Umfeld, die für Betroffene von „Bensn“ ansprechbar ist. Als Support für Betroffene möchten wir Begleitung und Gespräche anbieten, in denen auch die politische Ebene der Grenzverletzungen und sexualisierten Gewalt thematisiert wird, die durch den Täter ausgeübt wurde. Grenzverletzungen und sexualisierte Gewalt haben verschiedene Formen. Du bist unsicher, was passiert ist? Dir schießen tausend Fragen durch den Kopf? Das ist völlig verständlich! Mit der Veröffentlichung des Statements aus dem veto-Plenum erreichen uns Zuschriften von weiteren Betroffenen. Wir denken, dass es wichtig ist, dass niemand allein bleibt und die zu Tage tretenden Informationen im Ganzen gesehen werden. (Potentiell) Betroffene müssen die Chance haben, zu erfahren, was möglicher Weise hinter ihrem Rücken geschehen ist. Weil der Täter auch in vielen politischen und subkulturellen Räumen unterwegs war, ist es uns ein wichtiges Anliegen, die entsprechenden Strukturen zu informieren. Diese Aufgabe übernimmt das veto. Mit dem veto-Plenum stehen wir dazu in engem Austausch. Im Falle von neuen, wichtigen Erkenntnissen wollen wir (potentielle) Betroffene, die das wünschen, darüber informieren.
Wenn Betroffene das wünschen, gibt es die Möglichkeit sich mit anderen Betroffenen oder auch erstmal mit uns in einem geschützen Rahmen auszutauschen. Als politisch Aktive haben wir in unterschiedlichen Kontexten die Erfahrung gemacht, dass das Alleinbleiben dazu führen kann, den gesellschaftlichen Kontext der Gewalt gegen Frauen aus dem Blick zu verlieren und sich im schlimmsten Fall in einer Spirale aus Zweifeln, Scham- und Schuldgefühlen wiederzufinden. Dabei ist ganz klar, wer die Verantwortung für die Gewalt und Grenzverletzungen trägt: Es ist allein der Täter, in diesem Fall Bensn.
In der Auseinandersetzung mit dem Geschehenen gibt es unterschiedliche individuelle Bedürfnisse, die Raum beanspruchen: Das ist richtig und wichtig! Professionelle Hilfe können wir nicht leisten, jedoch vermitteln und begleiten wir gern zu den Frauen* des Frauenzentrums Brennessel. Die Brennessel ist ein unabhängiger Verein, der sich seit 30 Jahren für Gewalt betroffene Frauen in Erfurt und Thüringen einsetzt und darin parteilich an der Seite der Betroffen steht. Wesentlich ist das feministische Grundverständnis ihrer Arbeit, in die wir großes Vertrauen haben. Die Beratungsräume befinden sich gut erreichbar in der Erfurter Innenstadt, Zutritt haben nur FLTI*-Personen. Neben psychosozialer Beratung wird dort auch über mögliche rechtliche Schritte aufgeklärt und ein Kontakt zu fachspezifischen Rechtsanwält*innen vermittelt. Über die Vorfälle – wie im Statement des Veto-Plenums geschildert – haben wir die Beratenden der Brennessel in Kenntnis gesetzt.
Betroffen zu sein, heißt nicht ‚Opfer‘ zu sein und in einer passiven Haltung verharren zu müssen. FLTI*-Personen sind stark, gemeinsam können wir noch stärker sein!
In Solidarität!
Kontakt
Ihr erreicht uns unter betroffenensupport-veto@riseup.net. Wir behandeln eure Emails vertraulich.
Weiterführende Links
– Frauenzentrum Brennessel (Erfurt)
– Rechtliche Einschätzung zu heimlichen sexualisierten Aufnahmen (Fokus auf Festivals)
– Rechtliches zum ungefragten Erhalt sexualisierter Bilder
– Aufklärung über verschiedene Formen von Partnerschaftgewalt
Umgang mit „Beweismaterial“
Wenn ihr Bilder oder Screenshots von Chats mit Bensn habt, die ihr als sexuell belästigend empfindet, raten wir euch, diese an einem sicheren Ort zu speichern. So habt ihr die Kontrolle darüber, ob ihr etwa damit zur Polizei gehen wollt oder nicht. Von Weiterleitungen oder einer Veröffentlichung raten wir ab, weil ihr euch dadurch potentiell selber strafbar macht und außerdem ein Stück weit die Kontrolle darüber, was mit dem Material passiert, verliert. Wenn ihr uns dennoch darüber informieren wollt, schickt uns einfach eine kurze Beschreibung. Aber ihr müsst euch nicht „beweisen“, damit wir euch glauben!