Am Donnerstag referiert Christoph Hesse von der Roten Ruhr Uni ab 18.30 Uhr im veto über die Kulturindustrie. Danach öffnet, wie jeden Donnerstag, die Donnerstagsbar!
Kulturindustrie, das sind die andern
Mit dem Begriff Kulturindustrie hat Adorno der Kritik der sogenannten Massenkultur ihren schärfsten Ausdruck gegeben. Und zudem einen, der am liebsten mißverstanden wird. Kulturindustrie, meint man, das seien die großen Konzerne und Hollywood, doch sicher nicht die gutgemeinte Bastelei, deren man sich und seinesgleichen rühmt. Im übrigen herrscht Einigkeit darüber, dass, was populär ist, nicht durchaus schlecht sein könne. Es bleibt daran zu erinnern, dass die Kritik, die man heute als überspannt und gleichermaßen überholt erachtet, gar nicht an erster Stelle der unverdrossen sich selbst anpreisenden Kultur galt, sondern einer Gesellschaft, die »anstatt in einen wahrhaft menschlichen Zustand einzutreten «, wie es in der Vorrede zur Dialektik der Aufklärung heißt, in eine neue Art von Barbarei versank. Die törichten Schlager, denen man inzwischen allerlei Qualitäten nachsagt, hätte wohl auch Adorno ziemlich gleichmütig ertragen, wenn er nicht erkannt hätte, daß eine solcherart produzierte Kultur noch die Leute entmündigt, die sie begeistert produzieren. Dieser Prozeß hat längst die Kunst schlechthin erfaßt. Vergeblich daher selbst der theoretische Versuch, den Machtbereich der Kulturindustrie historisch oder geographisch einzugrenzen. Wenn überhaupt, so enthält sie selbst »das Gegengiftihrer eigenen Lüge. Auf nichts anderes wäre zu ihrer Rettung zu verweisen« (Adorno).